Bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter
Reisehinweis aktuell: Extremwetter „Jakob“ wütet in Norwegen
Das Extremwetterereignis „Jakob wütet in Westnorwegen. Der Höchststand der Überschwemmungen wird für heute Abend erwartet“, schreibt der öffentlich-rechtliche Sender NRK zur Stunde in einer Meldung auf seiner Website. Die Situation scheint ernst.
Dieser Donnerstag wird in Westnorwegen zu den regenreichsten Tagen überhaupt zählen. Besonders in den etwas zentraler und landeinwärts gelegenen Regionen dürfte es am heftigsten werden, weshalb hier etliche Extremwetterwarnungen ausgesprochen wurden (s. Bild).
„Anhand der aktuellen Modelle gehen wir davon aus, dass der Hochwasserscheitelpunkt am Donnerstagabend erreicht wird. Das wird in den nördlichen Teilen Westnorwegens sein“, teilte die norwegische Direktion für Wasserressourcen und Energie (NVE) mit.
In Teilen der Region Vestland werden am heutigen Tag zwischen 120 und 180 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Es ist mit Erdrutschen und lokal massiven Überschwemmungen zu rechnen. Die Feuerwehr in Bergen hat vorsorglich bereits das norwegische Verteidigungsministerium um Unterstützung gebeten.
Damit ist klar, dass dieser Donnerstag und die Folgen des Starkregens auch für Reisende in der Region eine echte Herausforderung werden dürften. Die höchste Warnstufe gilt bis in die frühen Morgenstunden des 1. Novembers. Dann wird man sehen müssen.
Atmosphärischer Fluss schaufelt enorme Wassermengen nach Westnorwegen
Sturmtief „Jakob“ wird durch einen so genannten atmosphärischen Fluss mit Stoßrichtung Westnorwegen angefacht, teilt das Bjerknes Zentrum für Klimaforschung in einer Stellungnahme zu dem neuerlichen Extremwetter-Ereignis in Norwegen mit.
Dieser atmosphärische Fluss schaufelt enorme Wassermengen nach Westnorwegen. Hierbei handelt es sich um eine 400 bis 600 Kilometer breite Luftmasse, die sehr feucht ist – kommend aus Äquatorialregionen in einer Höhe von etwa 1 bis 2,5 Kilometern.
„Wir hatten in diesem Herbst bereits atmosphärische Flüsse mit vergleichbaren Wassermengen“, erklärt Clemens Spensberger, Klimaforscher an der Universität Bergen und dem Bjerknes Zentrum. Er hebt allerdings zwei Merkmale dieses Flusses hervor.
„Der Flusslauf ist ungewöhnlich stabil“ – Ergebnis: Extremwetter
„Zum einen trifft er nahezu mittig und in einem fast rechten Winkel auf die Westküste Norwegens. Diese Geometrie erschwert es den feuchten Luftmassen, sich vom Gebirge wegzubewegen. Die Luft steigt über das Gebirge, kühlt ab, der Wasserdampf kondensiert, und es kommt zu starkem Regen.“
„Zum anderen ist der Flusslauf ungewöhnlich stabil. Atmosphärische Flüsse werden durch Tief- und Hochdruckgebiete gelenkt und bewegen sich entsprechend mit ihnen. Am Donnerstag bleiben die Drucksysteme jedoch weitgehend stabil“, so Spensberger weiter. Das Ergebnis: Extremwetter.
„Erst in der Nacht zu Freitag zieht der Fluss nach Süden und Osten, was Dänemark, Südschweden und dem Baltikum viel Niederschlag bringen wird“, prognostiziert Spensberger.