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Die Achillesferse im Norden

Russland zeigt Interesse an Spitzbergen – Ex-Militär glaubt, die Nato würde Norwegen verteidigen

Der ehemalige US-Militärchef Ben Hodges ist überzeugt, dass die NATO Norwegen im Ernstfall bei der Verteidigung der arktischen Inselgruppe Spitzbergen gegen Russland unterstützen wird. Angesichts wachsender Spannungen in der Region und Warnungen des norwegischen Nachrichtendienstes rückt das strategisch wichtige Archipel zunehmend in den Fokus militärischer Überlegungen.

Barentsburg Spitzbergen Nato Russland
Zwar ist Putin ein Faschist, doch die Losung in Barentsburg lautet „Unser Ziel – der Kommunismus!“.
Barentsburg ist eine russische Bergarbeitersiedlung und Polarstation am Isfjord auf der norwegischen Insel Spitzbergen, dort unterhält Russland ein Konsulat. (Foto: M_H.DE / CC BY-SA 2.5)

Spitzbergen: Die Achillesferse der NATO

Spitzbergen gilt als ein besonders anfälliger Punkt in der Arktis, was es zu einem potenziellen Ziel russischer Begerhlichkeiten macht. Bereits 2018 beschrieb der Politikwissenschaftler James Wither die Inselgruppe als „Achillesferse der NATO“. Er warnte, dass Russland versuchen könnte, durch eine Offensive auf Spitzbergen die Allianz zu spalten und ihre Reaktionsfähigkeit zu testen.

Ähnliche Sorgen äußerte jüngst der deutsche Geheimdienstchef Bruno Kahl. Er sieht Spitzbergen neben dem Baltikum als ein mögliches Ziel russischer Provokationen. Diese könnten Teil eines strategischen Plans sein, um die Verteidigungsbereitschaft der NATO auf die Probe zu stellen.

Russland zeigt verstärkt Interesse

Erst im vergangenen Monat forderte der russische Politiker Andrej Guruljow öffentlich die Errichtung russischer Militärstützpunkte auf Spitzbergen, was die Spannungen weiter verstärkte. Dieser Vorstoß erfolgte kurz nach der Grönland-Erklärung von Donald Trump, die ebenfalls geopolitische Diskussionen über die Arktisregion auslöste.

Hodges: NATO wird Norwegen zur Seite stehen

General Ben Hodges, von 2014 bis 2018 Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, betonte während einer Podiumsdiskussion auf der Osloer Sicherheitskonferenz, dass Norwegen bereit sei, sein souveränes Territorium zu verteidigen. Sollten russische Truppen jedoch tatsächlich versuchen, Spitzbergen einzunehmen, sei er sicher, dass die NATO eingreifen werde.

„Norwegen wird im Ernstfall handeln, noch bevor die Verbündeten zu Hilfe kommen. Aber ich bin überzeugt, dass die anderen NATO-Staaten Norwegen sofort beistehen würden“, erklärte Hodges laut der norwegischen Zeitung Das berichtet die norwegische Zeitung Nettavisen.

Eskalationsgefahr steigt bei schwacher Unterstützung der Ukraine

Hodges sieht die Gefahr eines Krieges zwischen der NATO und Russland als zunehmend realistisch an – vor allem dann, wenn der Westen nicht entschlossen handelt.

„Die Wahrscheinlichkeit eines Krieges steigt dramatisch, wenn wir nicht den Willen zeigen, die Ukraine zu unterstützen und Russland zu stoppen“, betonte der pensionierte General.

Er sieht die Unterstützung der Ukraine als Schlüssel, um einen größeren Konflikt zu verhindern: „Der beste Weg, einen Krieg mit Russland zu vermeiden, ist, Russland in der Ukraine zu besiegen.“

Ukrainische Truppen fordern keine westlichen Soldaten, sondern lediglich finanzielle Unterstützung, Ausrüstung und Munition, so Hodges.

Folgen eines Scheiterns: Millionen weitere Flüchtlinge

Sollte der Westen die Ukraine nicht ausreichend unterstützen, drohen laut Hodges gravierende Konsequenzen. Die Ukraine würde geschwächt, und Millionen weiterer Flüchtlinge könnten nach Westeuropa strömen. Bereits jetzt sind nach Angaben der UN rund 6,8 Millionen Ukrainer auf der Flucht.

Zudem warnte Hodges, dass Russland in einem solchen Szenario gefangene ukrainische Soldaten rekrutieren und seine eigenen Streitkräfte so weiter stärken könnte.

„In zwei bis drei Jahren hätten sie ihre Streitkräfte und Industrie wieder aufgebaut – mit erheblicher Unterstützung durch China und andere Staaten“, erklärte der ehemalige US-General.

Russland im Krieg stark geschwächt

Trotz erheblicher Verluste – mindestens 115.000 russische Soldaten sind laut dem norwegischen Nachrichtendienst getötet worden – ist das Regime in Moskau weiterhin stabil. Die russische Armee wurde durch den Krieg stark geschwächt, und ihre Fähigkeit, Krieg zu führen, nimmt weiter ab.

Doch der Ausgang des Krieges hängt maßgeblich von der weiteren militärischen Unterstützung des Westens für die Ukraine ab, so der Fokus-Bericht des norwegischen Nachrichtendienstes.

Während der Krieg Russland große Verluste zufügt, bleibt die langfristige Bedrohung für Spitzbergen bestehen. NATO und Norwegen werden jedoch laut Hodges bereit sein, sich jeder Aggression zu stellen, um die strategische Stabilität in der Arktis zu sichern.

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