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Zufluchtsort im tiefen Meer

Schlammvulkan in Barentssee ist ein Unterwasser-Paradies für die Artenvielfalt

In der Barentssee birgt ein einzigartiges Naturphänomen Hoffnung für die marine Artenvielfalt: der Unterwasserschlammvulkan Borealis. Seit seiner Entdeckung im Jahr 2023 durch Wissenschaftler der UiT, Norwegens Arktische Universität, fasziniert der Vulkan durch seine außergewöhnliche Rolle als Lebensraum. Eine aktuelle Studie beleuchtet nun seine ökologische Bedeutung und zeigt, dass Borealis ein Paradies für Meeresorganismen darstellt.

Schlammvulkan in der Barentssee
Der Schlammvulkan in der Barentssee befindet sich in einem Krater, der etwa 300 Meter breit und 25 Meter tief ist. Er hat einen Durchmesser von etwa 7 Metern und eine Höhe von 2,5 Metern. (Foto: Norwegens Arktische Universität / AKMA3)

Ein lebendiger Zufluchtsort im tiefen Meer

Trotz der unwirtlichen Bedingungen in Teilen des Kraterbodens bietet Borealis mit seinen charakteristischen Karbonatkrusten, die vor Tausenden von Jahren entstanden, ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Arten. Diese Krusten dienen als hartes Substrat für Anemonen, Schwämme, Röhrenwürmer und Korallenarten wie Oktokorallen.

„Borealis ist eine wahre Oase für Artenvielfalt und spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der lokalen Fischbestände“, erklärt Professorin Giuliana Panieri, Hauptautorin der in Nature Communications veröffentlichten Studie.

Zu den Bewohnern zählen Schwärme kommerziell wertvoller Fischarten wie Kabeljau, Rotbarsch und Gefleckter Seewolf (auch Steinbeißer), die sich an den zerklüfteten Karbonatformationen sammeln.

Besonders bemerkenswert: Der Rotbarsch, eine bedrohte Art auf der Roten Liste, profitiert von den geschützten Bedingungen des Vulkans.

„Der Verlust solcher Arten hätte weitreichende Konsequenzen. Borealis zeigt, wie wichtig der Schutz dieser Lebensräume für die biologische Vielfalt ist“, betont Panieri.

Methan und Wärme aus den Tiefen des Ozeans

Die Forscher nutzten das ferngesteuerte Fahrzeug ROV Aurora, um im Mai 2024 weitere Beobachtungen zu machen. Dabei stellten sie fest, dass der Vulkan die Umgebungstemperatur auf 11,5 Grad Celsius erhöht – eine deutliche Abweichung vom normalen Meeresbodenniveau von etwa 4 Grad Celsius.

Außerdem entdeckten sie Sedimente mit mikroskopischen Organismen, die bis zu 2,5 Millionen Jahre alt sind, sowie „Schlammkegel“, die methanhaltige Flüssigkeiten ausstoßen.

Die ausgedehnten Karbonatablagerungen um den Vulkan deuten darauf hin, dass Methan seit Tausenden von Jahren kontinuierlich austritt.

„Borealis gibt uns Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen geologischen Prozessen und marinen Ökosystemen – ein seltenes und wertvolles Fenster in die Tiefseeökologie“, so Panieri.

Beitrag zum globalen Naturschutz

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung von Borealis als Schutzgebiet und seine Rolle im Kontext des 30×30-Ziels, dem Norwegen verpflichtet ist. Dieses Ziel sieht vor, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen zu schützen.

Laut Panieri könnten Tiefsee-Schutzgebiete entlang der norwegischen Küste als Ausgangspunkt für die Wiederbesiedlung benthischer Lebensräume dienen.

„Diese Erkenntnisse zeigen, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist, um die Ozeane besser zu verstehen und effektiv zu schützen“, fasst Panieri zusammen.

Borealis erinnert daran, dass selbst in den unerforschten Tiefen des Meeres einzigartige Ökosysteme existieren, die entscheidend für das Gleichgewicht der Weltmeere sind.

Unser Geographie-Quiz: Norwegen und seine Landschaft

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