Musk fordert Loyalität – setzt Chef des norwegischen Ölfonds unter Druck
Skandal um geheime Textnachrichten zwischen Elon Musk und dem norwegischen Pensionsfonds
Neue Enthüllungen über den Nachrichtenaustausch zwischen Tesla-Chef Elon Musk und dem norwegischen Pensionsfonds sorgen für Aufsehen. Die kürzlich freigegebenen SMS legen nahe, dass Musk nach der Ablehnung seines millionenschweren Gehaltspakets durch den Fonds verärgert war – und Tangen, den Chef des Fonds, direkt zur Rede stellte. Das berichtet die norwegische Wirtschaftszeitung E24.
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Musk fordert Loyalität – Tangen weicht aus
Bereits im Oktober 2023 schrieb Musk an Nicolai Tangen, den Chef des norwegischen Ölfonds, der als einer der größten Tesla-Investoren gilt:
„Wenn ich dich um einen Gefallen bitte, was ich sehr selten tue, und du lehnst ab, dann solltest du mich um nichts bitten, bis du dich entschieden hast.“
Kurz darauf folgte eine weitere Nachricht:
„Freunde erkennt man an ihren Taten.“
Tangen blieb diplomatisch und antwortete:
„Ich habe es zur Kenntnis genommen und verstanden. Als Großaktionär drücken wir dir die Daumen. Viel Glück bei allem.“
Diese Kommunikation erfolgte in einer Zeit, in der der norwegische Staatsfonds sein Votum gegen Musks umstrittenes Gehaltspaket bei Tesla abgegeben hatte. Der Fonds begründete dies später damit, dass eine solch hohe Vergütung nicht im Interesse der Aktionäre sei.
Musk konfrontiert Tangen nach Presseberichten
Kurz nach der Entscheidung, Musks Vergütungspaket abzulehnen, zog dieser Konsequenzen: Er sagte seine Teilnahme an einer Investmentkonferenz des Fonds ab. Als norwegische Medien darüber berichteten, reagierte Musk prompt – und misstrauisch.
Am 18. Oktober fragte er Tangen direkt:
„Hast du meine Textnachrichten an die Presse weitergegeben?“
Musk fügte Screenshots von Nachrichten bei, in denen es hieß, Tangen habe die SMS an Journalisten weitergegeben und nutze den Pensionsfonds möglicherweise für eigene politische Ambitionen.
Tangen bestritt die Vorwürfe und verwies auf das norwegische Gesetz über die Informationsfreiheit, das eine hohe Transparenz bei öffentlichen Dokumenten vorschreibt:
„Leider wird alles, was ich sende und empfange, automatisch zur öffentlichen Information. Die Kommunikationsabteilung kontrolliert das, nicht ich. Sie haben nicht Ihre persönlichen Kommentare weitergegeben, sondern nur den Teil, in dem Sie sagten, dass Sie nicht zur Konferenz kommen würden.“
Tangen versuchte, die Wogen zu glätten:
„Norwegen ist von Ihnen besessen, und das sieht nicht schlecht für Sie aus. Trotzdem möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen.“
Pensionsfonds lenkt ein – volle Offenlegung der Nachrichten
Seit Monaten versuchten Journalisten von E24, Zugang zu den Nachrichten zwischen Musk und Tangen zu erhalten. Anfangs blockierte das norwegische Finanzministerium den Antrag mit der Begründung, die Inhalte seien „privater Natur“.
Nun hat der Pensionsfonds seine Haltung geändert. In einer aktuellen Stellungnahme teilt die Kommunikationschefin Line Aaltvedt mit, dass alle SMS doch veröffentlicht werden – im Interesse einer größeren Transparenz.
„Als wir den Antrag auf Einsicht zunächst geprüft haben, hielten wir die Nachrichten nicht für Falldokumente, die unter das Informationsfreiheitsgesetz fallen.“
Zudem habe man sich um das Verhältnis zu Tesla als Investor gesorgt. Letztlich habe man sich aber für eine Offenlegung entschieden, um den Vorwurf der Geheimhaltung zu entkräften.
Offene Fragen und politische Debatte
Die Veröffentlichung der Nachrichten könnte weitreichende Folgen für den Pensionsfonds und dessen Verhältnis zu internationalen Konzernen haben. Musks Forderung nach Loyalität und seine heftige Reaktion auf die Ablehnung seines Gehaltspakets werfen grundsätzliche Fragen über den Einfluss großer Tech-CEOs auf Investoren und politische Entscheidungsträger auf.
Hintergrund: Warum ist die Norges Bank in der Kritik?
Die Norges Bank Investment Management (NBIM) verwaltet den norwegischen Staatsfonds, der mit einem Volumen von über 1,5 Billionen US-Dollar einer der größten und einflussreichsten Investoren der Welt ist. Der Fonds besitzt Anteile an Tausenden Unternehmen weltweit, darunter auch an Tesla.
Nicolai Tangen, der seit 2020 an der Spitze des Ölfonds steht, hat immer wieder betont, dass Transparenz für den Fonds essenziell sei. Doch die aktuelle Kontroverse stellt genau diese Transparenz infrage.
Insbesondere die vermeintliche Geheimhaltung von Nachrichten mit Elon Musk sorgt für Spekulationen. In der Vergangenheit wurde bereits kritisiert, dass die Norges Bank nicht offen genug über ihre Kontakte zu großen Technologieunternehmen berichtet. Auch der Umgang mit Abfindungen könnte eine größere Debatte über Transparenz und Rechenschaftspflicht innerhalb der norwegischen Zentralbank auslösen.
Mit der nun eingeleiteten Untersuchung könnte der Aufsichtsrat zu dem Schluss kommen, dass Reformen notwendig sind – ein potenzieller Wendepunkt für die Informationspolitik der Norges Bank.