Geht da etwa noch was?
Norwegen übernimmt Vorsitz des Arktischen Rates – von Russland
Norwegen hat an diesem Donnerstag den Vorsitz des Arktischen Rates von Vorgänger Russland übernommen. Eine feierliche Übergabe gab es freilich nicht, da die Arbeit des Nordpolargremiums wegen Putins Einmarsch in die Ukraine de facto auf Eis liegt.
Aber: Zum Führungswechsel gab es eine – man höre und staune – einstimmige Stellungnahme des Rates, der sich zu seinem insgesamt 13. Treffen in Salekhard in Russisch-Sibirien (sowie im Internet) versammelt hatte.
In der Erklärung wurde die historische und einzigartige Rolle des Rates für die konstruktive Zusammenarbeit, die Stabilität und den Dialog der Menschen in der arktischen Region unterstrichen.
Damit einher ging ein Bekenntnis aller acht Teilnehmerstaaten, sich für den Schutz und die Stärkung des Arktischen Rates einzusetzen. Des Weiteren heißt es, dass die Rechte der indigenen Völker der Arktis und ihre besondere Beziehung zu der Region anzuerkennen und zu achten seien.
An dem Treffen nahmen keine Außenministerien teil, obwohl der russische Amtsinhaber Sergej Lawrow im Vorfeld der Sitzung laut High North News ein Einladungsschreiben an seine norwegische Amtskollegin Anniken Huitfeldt gesendet hatte.
Stattdessen nahm von norwegischer Seite Morten Høglund online teil, immerhin der leitende Arktis-Beauftragte des skandinavischen Landes, das ab nun die Führung des Gremiums für die kommenden zwei Jahre innehat.
Bis 2025 wird sehr viel auf Norwegen ankommen: Aber wie Russland einbinden?
Mit der Leitungsübernahme bot Norwegen de facto bereits an, ein (möglicherweise physisches) Treffen des Rates für das Jahr 2025 zu organisieren. Dies darf als ein bedeutender, womöglich sogar mutmachender Schritt bezeichnet werden, da bei einem solchen Treffen auch Russland zugegen wäre.
Zugleich stellt die gemeinsame Erklärung die erste Aktualisierung der Webseite des Arktischen Rates seit dem 1. März 2022 dar. Damals hatten sich die sieben anderen Mitgliedsstaaten eigentlich darauf verständigt, die Arbeit des Rates ohne die Beteiligung Russlands fortsetzen zu wollen.
Ob die gemeinsame Erklärung tatsächlich den Wendepunkt hin zu konstruktivem Miteinander darstellt, ist natürlich noch alles andere als sicher. Aber allein das Signal, das davon ausgeht, darf als zartes Pflänzchen betrachtet werden. Bitte das Gießen nicht vergessen.
In einem früheren Interview mit High North News hatte Huitfeldt erklärt, dass es äußerst wichtig sei, den Rat in irgendeiner Form aufrechtzuerhalten. Dies sei Norwegens große Aufgabe in den kommenden zwei Jahren.
„Auch wenn es nicht möglich ist, wie bisher mit Russland an einem Tisch zu sitzen, gibt es große Herausforderungen, die wir gemeinsam lösen müssen“, hatte die norwegische Außenminister in dem Interview gesagt.
Der Arktische Rat wurde 1996 gegründet, um Fragen zu erörtern, die die Polarregion betreffen. Dabei geht es beispielsweise um Umweltfragen und die Entwicklung der regionalen Wirtschaft, aber auch um die schnelle Organisation von Such- und Rettungsmissionen.
Dem Rat gehören die acht arktischen Staaten Russland, die USA, Kanada, Finnland, Norwegen, Island, Schweden und Dänemark (für Grönland) an. An dem Rat sind auch und insbesondere die in der Region lebenden indigenen Völker beteiligt.