Mehrere Faktoren verhindern die Zinssenkung
Warum Norwegen die Zinssätze nicht senkt
Während viele Länder die Zinssätze senken, bleibt Norwegen standhaft. Die Zentralbank von Norwegen, Norges Bank, hat ihren Leitzins erneut unverändert gelassen – bereits zum siebten Mal in Folge. Zeitgleich unternahm Schweden die größte Zinssenkung seit einem Jahrzehnt, und auch die USA sowie die Europäische Zentralbank haben ihre Zinssenkungen fortgesetzt.
„Der Leitzins wird höchstwahrscheinlich bis Ende 2024 bei 4,5 Prozent bleiben“, so Gouverneurin Ida Wolden Bache in einer Erklärung.
In einem Artikel erklärt die norwegische Wirtschaftszeitung E24, warum der Zins nicht gesenkt wurde, und auch warum Norwegen auch ohne Zinssenkungen gut aufgestellt ist.
Sara Midtgaard, Senior Makro- und Währungsstrategin bei Nordea Markets, erläutert gegenüber E24, dass die norwegische Wirtschaft gut mit den aktuellen Zinssätzen zurechtkommt.
„Die norwegische Wirtschaft toleriert dieses Zinsniveau. Die Arbeitslosigkeit bleibt unter dem Normalwert. Erst wenn ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit erkennbar wäre, wie in Schweden, wären Zinssenkungen erforderlich“, so Midtgaard.
Mehrere Faktoren verhindern die Zinssenkung
Auch Norwegen würde gerne die Zinsen senken, obwohl es der Wirstchaft den Umständen entsprechend gut geht. Jedoch erschweren mehrere Faktoren eine Zinssenkung:
Die Inflation in Norwegen ist weiterhin über dem Zielwert, der Kurs der Krone ist schwach, und das Lohnwachstum hoch. Zudem sind die Zinssätze im Ausland teilweise höher als in Norwegen.
Die Inflation lag im September bei 3 Prozent, während sie in Schweden unter 2 Prozent blieb, in der EU lag sie im Ooktober bei 2,0 Prozent.
Schweden senkte vor wenigten Tagen seinen Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent, die stärkste Senkung seit über zehn Jahren. Damit liegt der Leitzins in Schweden bei 2,75 Prozent.
„Die Inflation hat sich deutlich verlangsamt, aber die Abschwächung der Krone in den letzten Jahren und der hohe Kostenanstieg bei den Unternehmen werden den weiteren Rückgang wahrscheinlich verlangsamen“, schreibt die Norges Bank nach der Zinsentscheidung in ihrer Pressemitteilung.
Midtgaard erklärt, dass das Preiswachstum in Norwegen langsamer zurückgehe, weil u.a. der Wechselkurs der Krone schwach sei.
Die Experin weist zugleich darufhin, dass eine schwache norwegische Krone nicht nur den import erschwere, sondern auch den Export erleichtere. Solange der Export hoch sei, können gute Löhne gezahlt werden. Hohe Löhne haben Einfluss auf die Inflation – es ist ein zusammenhängendes System, dessen Faktoren sich gegenseitig bedingen oder zumindest tangieren.
Problem für Nicht exportierende Branchen
Problematisch sei die ausgebliebene Zinssenkung jedoch für Branchen, die nicht vom Export leben. Die Baubranche etwa. Die Löhne dort steigen auf dem gleichen Niveau wie in anderen Branchen, nur dass die Rentabilität viel niedriger sei. Das habe Folgen für alle in Norwegen, da in diesem Segment die Inflation voll durchschlagen müsse.
„Dies wirkt sich auf den Rest der norwegischen Wirtschaft aus. Es wird zu Kostensteigerungen in allen Arten von Sektoren und Unternehmen in Norwegen kommen, die dann an die Verbraucher weitergegeben werden“, sagt Midtgaard.