Ernüchterung nach dem E-Rausch?
Norwegen: Werden staatliche Vorteile für E-Auto-Käufer gekappt?
Die norwegische Straßenverwaltung Statens vegvesen hat die deutliche Kürzung staatlicher Prämien und Vorteile für Elektroautos ins Spiel gebracht.
Der Grund: Man sucht Wege, den individuellen Autoverkehr in Norwegen generell zu reduzieren – und gleichzeitig die öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern. In einem Schreiben an das Verkehrsministerium skizzierte die Behörde nun erste Schritte.
Kritisiert wird, dass die Nutzung von Bus und Bahn in Norwegen trotz der Corona-Pandemie gering geblieben sei. Und als Hauptverantwortlicher wird eben der in Norwegen stark boomende E-Auto-Markt angesehen.
Zu den Maßnahmen, die dem Vorschlag zufolge bald fallen könnten, zählen:
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Das Anrecht, mit Elektroautos auf Bus- und Taxispuren zu fahren.
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Mautvorteile für E-Autos (derzeit 50 Prozent des Preises für Verbrennungsfahrzeuge, vorgeschlagen wird laut Vegvesen.no ein Anstieg auf 70 Prozent)
„Auch ein Elektroauto ist ein Gefährt, das anderen im Verkehr den Platz wegnimmt“, wird eine Sprecherin der Behörde zitiert. „Wir wollen den Autoverkehr in den Städten reduzieren. Aber angesichts einer halben Million E-Autos nähern wir uns dem Punkt, an dem wir über die Abschaffung mancher Privilegien nachdenken müssen.“
Zusätzlich werden Elektroautos in Norwegen derzeit (noch) durch eine Mehrwertsteuerbefreiung beim Kauf und niedrigere Preise auf öffentlichen Parkplätzen gefördert. Bezüglich der Parkgebühren ist die Straßenverwaltung jedoch der Meinung, dass die Tarife weiter von den Kommunen entschieden werden sollten.
Droht da nun ein herber Rückschlag für das E-Auto in Norwegen? Bislang ist das Land ja eher als Vorreiter und Trendsetter für emissionsfreien Straßenverkehr in Erscheinung getreten. Es ist also nur verständlich, dass die Branche die Planspiele mit großer Skepsis verfolgt.
Zumal: Das norwegische Verkehrsministerium scheint selbst nicht abgeneigt zu sein, was die Beschneidung der üppigen Privilegien betrifft. Denn schon vor Wochen hatte man hier erwogen, etwas gegen den E-Rausch auf den heimischen Straßen zu unternehmen.
Und siehe da, die Regierung hat in ihrem Nachtragshaushalt angekündigt, die Mehrwertsteuerbefreiung für Elektroautos zum 1. Januar 2023 abzuschaffen, was von der norwegischen EV-Vereinigung Elbilforening gleich als blanke „Kriegserklärung an das Klima“ ausgelegt wurde.
„Wenn die norwegische Straßenverwaltung tatsächlich vorschlägt, den Umweltrabatt bei der Maut runterzufahren, stärkt sie damit in Wirklichkeit die Wettbewerbsfähigkeit der Verbrenner“, teilte die Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung mit.
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