Vorweihnachtszeit
Wie wird in Norwegen das Luciafest gefeiert?
Heute ist der Gedenktag der heiligen Lucia. In Norwegen und anderen nordischen Ländern ist das Luciafest am 13. Dezember ein fester Bestandteil des vorweihnachtlichen Brauchtums.
Wäre man heute in Norwegen, hörte man Lucialieder, sähe Kinder mit Kerzen auf dem Kopf, und, mit etwas Glück, würde man eine „Lussekatt“ ergattern. Die leckere „Luciakatze“ ist ein traditionelles skandinavisches Gebäck, das von Safran die gelbe Färbung erhält.
Wer ist Lucia und warum wird sie im Norden so gefeiert?
Lucia von Syrakus war ein sizilianisches Mädchen aus der frühchristlichen Zeit (geb. 283 n. Chr.). Aus ihr wurde eine geweihte Jungfrau und Märtyrin, die meisten christlichen Kirchen verehren sie als eine Heilige.
Sankt Lucia widmete ihr Leben der Hilfe für andere, beim Verteilen von Essen unter den Armen trug sie eine Kerze auf dem Kopf, um die Hände frei zu haben.
Lucia wurde von ihrer Mutter mit einem Mann verlobt, aber die Ehe kam nie zustande, weil Lucia unverheiratet bleiben wollte. Damit zog sie sich den Zorn ihres Beinah-Ehemannes zu.
Eine der Legenden geht so: Der zurückgewiesene Bräutigam klagte sie beim römischen Präfekten als Christin an. Der Präfekt, dem die Diokletianische Christenverfolgung unterstand, wollte sie in ein Bordell bringen lassen, doch nicht einmal ein Ochsengespann und 1000 Männer waren in der Lage, die gefesselte Lucia zu überstellen, die wie eine Salzsäule ungerührt an Ort und stelle verharrte. Unbeschadet überstand sie auch das Wirken eines Zauberers, das Übergießen mit heißem Öl und die Folter mit Feuer.
Schließlich wurde Lucia ein Schwert in die Kehle gerammt. Sie starb jedoch erst, nachdem ihr eine Hostie durch einen Priester gereicht wurde. So starb sie als Märtyrerin.
Historisch gesehen und lange bevor die Norweger von Lucia überhaupt gehört hatten, feierten sie bereits das „Luciafest“. Das heutige fest liegt nämlich in der Tradition älterer Sonnenwendfeierlichkeiten, die es um den 13. Dezember bereits gab.
Lussinatt, lussi langnatt oder løssilangnatta
In einer Mischung aus volkstümlichen, katholischen und vorchristlichen Bräuchen galt die Nacht vom 12. auf den 13. Dezember schließlich auch als die gefährlichste des Jahres. In den nordischen Ländern wird die Nacht, in Norwegen Lussinatt, lussi langnatt oder løssilangnatta genannt, mit viel Aberglauben und bösen Mächten in einem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit in Verbindung gebracht.
Der heidnischen Tradition zufolge glaubte man, dass in dieser Nacht Geister, Gnome, Trolle und sprechendes Vieh die Erde bevölkerten. Die gefürchtete Zauberin Lussi (vom lateinischen Wort lux, „Licht“, später könnte der Name auch mit dem Teufelsnamen Luzifer, „der Lichtbringer“, in Verbindung gebracht worden sein) bestrafte jeden, der es wagte, an diesem Tag zu arbeiten.
Im 20. Jahrhundert verabschiedeten sich die Norweger:innen von der heidnischen Lussi und wandten sich der christlichen Lucia zu.
Wie feiern die Norweger Santa Lucia?
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die moderne Form des Santa Lucia-Festes. Doch trotz seiner christlichen Wurzeln ist das Fest wenig kirchlich geprägt und hat mehr eine festtagsatmosphärische Bedeutung als die des Glaubens.
Inm ganz Norwegen finden Lucia-Umzüge in Schulen, an Arbeitsplätzen und (wenn nicht gerade eine weltweite Pandemie ausbricht) in Altenheimen und Krankenhäusern statt.
Die Kinder tragen weiße Kostüme, und es finden eine Lucia-Wahl statt. Das Kind, das als Lucia ausgewählt wird – traditionell ein Mädchen mit blondem Haar, obwohl sich dies in den letzten Jahren geändert hat, um mehr Menschen einzubeziehen – führt die Prozession mit Kerzen auf dem Kopf an und singt „Luciasangen“ oder Santa Lucia, das neapolitanische Volkslied. Während die Mädchen in der Regel im Mittelpunkt stehen, werden auch die Jungen einbezogen, die Sternstäbe tragen und hohe Hüte aufsetzen.
Für manche Eltern ist die Wahl ihres Kindes für die Rolle der Lucia eine ähnlich schmeichelhaft wie die Rolle der Maria oder des Josef in der Schulkrippe. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Eltern sich den Vormittag freinehmen, um die Prozession ihres Kindes zu sehen.
Die Kinder, die an den Prozessionen teilnehmen, sind in der Regel viel jünger als im benachbarten Schweden, wo eher Teenager als Kinder im Grundschulalter die Parade anführen.
Bei der Prozession singen die Kinder nicht nur, sie verteilen auch Safrangebäck, die bereits erwähnten Lussekatter, obwohl viele Norweger:innen das Gewürz, das teuerste der Welt, durch Kurkuma ersetzen.
Zu den Brötchen, die leicht erwärmt serviert werden sollten, gibt es Gløgg, Norwegens etwas süßere Antwort auf Glühwein. – Nebenbei: Wer sich sorgen wegen dem Feuer auf den Haaren macht, die Kinder tragen heutzutage überwiegend elektrische Kerzen.
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ap