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Prüfbericht vorgelegt

Kostenexplosion und Bau-Stau: Mega-Bahnprojekt Rail Baltica läuft völlig aus dem Ruder

Diese Woche haben Rechnungsprüfer einen Bericht zum Mega-Bahnprojekt Rail Baltica vorgelegt, der es in sich hat. Demnach zeichnet sich ab, dass die Kosten für den Bau der gesamten Infrastruktur völlig aus dem Ruder laufen – verbunden mit jahrelangen Verzögerungen.

rail baltica terminal
Der Entwurf eines Terminals für Tallinn. (Bild: Zaha Hadid Architects and Esplan OÜ)
Der Gemeinschaftsbericht der staatlichen Prüfstellen in Estland, Lettland und Litauen erschien wenige Tage, nachdem bereits das hauptverantwortliche Unternehmen RB Rail gewaltig gestiegene Baukosten einräumen musste.

Konkret teilten die Prüfer mit: „Die geschätzten Kosten für die Umsetzung des Rail Baltica-Projekts sind um mehr als das Vierfache gestiegen. Laut dem neuen Entwurf von 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf rund 23,8 Milliarden Euro im Jahr 2023.“

Hinzu kommt, dass es bei den massiven Zuschüssen der Europäischen Union voraussichtlich in den Jahren 2027 und 2028 zu einer Finanzierungslücke kommt. Dunkle Gewitterwolken über dem so wichtigen Prestigeprojekt.

Mehr noch: Laut LSM.lv gilt als nicht gesichert, dass „Connecting Europe Facility (CEF)“ – das bisherige Hauptfinanzierungsinstrument für das Bahnprojekt – in der kommenden Finanzierungsperiode überhaupt fortgesetzt wird.

rail baltica europa
Rail Baltica soll Teil des Nordsee-Ostsee-Verkehrsnetzes werden. (Quelle: RB Rail AS – CC BY-SA 4.0)
Auch an anderer Stelle drohen gewaltige Abweichungen von der ursprünglichen Planung. So sehen die Prüfer die Fertigstellung von Rail Baltica aktuell „mindestens fünf Jahre hinter dem Zeitplan“. Hinzu kommen schwerwiegende Organisations- und Managementprobleme.

Lettland etwa hat erst 13 Prozent der erforderlichen Grundstücke erworben

Beispielsweise seien die Regierungen und Parlamente der drei baltischen Staaten, die durch die Schnellbahntrasse zukünftig mit dem mitteleuropäischen Bahnnetz verbunden werden sollen, nicht immer über die identifizierten Zeit- und Kostenprobleme informiert worden.
Ferner scheint noch nicht geregelt, welche Art von Zügen auf der Strecke fahren sollen, wenn sie denn fertiggestellt ist. Laut Bericht sind die Kosten für die Anschaffung der Züge und deren Betrieb sowie Instandhaltung noch nicht im Projektbudget enthalten. Da kommt also noch mehr.

Selbst die Grundstücke, auf denen die Bahnlinien von Rail Baltica verlaufen werden, sind noch eine gewaltige Baustelle. Eigentlich hätte alles bis Ende 2021 vollständig erworben sein sollen, um im Plan zu sein.

Laut Bericht sind aber die Aufgaben auch hier „noch nicht einmal zur Hälfte erledigt“. Lettland etwa hat erst 13 Prozent der erforderlichen Grundstücke erworben, die für den Betrieb der neuen Bahntrasse benötigt werden.

Hintergrund: Rail Baltica wird von Warschau (Polen) über Kaunas (Litauen) und Riga (Lettland) nach Tallinn (Estland) führen. Die Gesamtlänge der Trasse wird 870 Kilometer betragen. Die von der EU angestrebte Maximalgeschwindigkeit liegt bei 240 Stundenkilometern.

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