Schwieriges Erbe
Schottland: Edinburgh wird sich offiziell für seine Rolle im Sklavenhandel entschuldigen
Auch Schottlands wunderbare Hauptstadt Edinburgh trägt ein problematisches Erbe mit sich rum. Gemeint ist die tiefe Verwicklung ehemaliger Würdenträger in den internationalen Sklavenhandel. Ein Kapitel, mit dessen Aufarbeitung sich die Stadt nun schon länger intensiv befasst.
Seit dieser Woche ist klar, dass der Stadtrat alle Empfehlungen einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem kolonialen Erbe befasst, einstimmig angenommen hat. Dazu gehörte das öffentliche Eingeständnis, in der Vergangenheit aktiv zu Sklaverei und Kolonialismus beigetragen zu haben.
Als Geste der Demut wird es eine offizielle Entschuldigung bei allen Menschen geben, die unter der Rolle Edinburghs gelitten haben. Laut BBC sollen damit assoziierte Statuen, Denkmäler und Straßennamen zwar beibehalten, aber neu und historisch korrekt präsentiert werden.
Ein Beispiel: Als problematisch wird die Regierungsresidenz am Charlotte Square bezeichnet, deren historische Eigentümer „direkt von der atlantischen Sklaverei profitiert“ hätten, wie aus einem Bericht der Arbeitsgruppe hervorgeht.
Oder auch das umstrittene Melville-Denkmal am St. Andrew Square, das Henry Dundas gewidmet ist. Auch hier ist eine Gedenktafel geplant, die klar benennen wird, dass Dundas politisches Wirken das Ende der Sklaverei verzögerte und so für viele Menschen direkt in die Unfreiheit führte.
Der Stadtrat von Edinburgh wird nun eine weitere Arbeitsgruppe einrichten, die sich mit den Einzelheiten befassen soll. Es sei aber das Ziel der Stadt, die Entschuldigung „so schnell wie möglich“ zu überbringen.
Seine Bemühungen um Aufklärung hatte der Stadtrat 2020 als Reaktion auf die Black-Lives-Matter-Bewegung gestartet. Eingerichtet wurde eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des aus Jamaika stammenden Menschenrechtsaktivisten Sir Geoff Palmer.
„Auch wenn viele Leute sagen: ‚Wir waren nicht dabei, es war nicht unsere Schuld‘, tragen wir alle Verantwortung. Wir sind verantwortlich für das, was in der Vergangenheit geschehen ist, denn sie hat Konsequenzen“, sagte Palmer.
Die Vergangenheit sei zwar nicht änderbar, „aber wir können ihre Folgen ändern“, so Palmer weiter, der sich zugleich klar gegen die Entfernung historisch kontaminierter Denkmäler und Straßennamen ausspricht. „Man versucht dann, diese Geschichte zu verbergen, und das sollten wir nicht tun.“