Klimafreundliche „Lebensader“
Erstes Elektroflugzeug Schottlands absolviert Tests über den Orkney-Inseln
Schottlands erstes elektrisch betriebenes Flugzeug ist von einem Testzentrum auf den Orkney-Inseln in die Lüfte aufgestiegen. Spannend ist das deshalb, weil die umgerüstete Cessna des Tech-Unternehmen Ampaire den Weg für umweltfreundliche Kurzstreckenflüge bereiten soll.
Gerade der Tourismus wird die Forschung genau im Blick behalten. Schließlich gilt es in dem Metier mehr denn je, neuen Umweltanforderungen und dem steigenden Umweltbewusstsein der Kunden gerecht zu werden.
Emissionsfreie Kurzflüge zwischen dem schottischen Festland und den vorgelagerten Inseln könnten einmal ein lukrativer Markt werden, da ist man sich sicher. Zuvor aber muss die Technologie zur Marktreife geführt werden. Und die ersten Schritte dazu finden gerade am Himmel über den Orkney-Inseln statt.
Das eingesetzte Flugzeug wurde bereits 1974 gebaut und zunächst am Ampaire-Hauptsitz in Kalifornien/USA für den emissionsfreien Betrieb umgerüstet. Erste Tests auf Hawaii verliefen danach so vielversprechend, dass man nun in Nordeuropa die nächsten Schritte gehen will.
Der erste Flug über das offene schottische Meer ist laut BBC bereits erfolgreich absolviert worden. Dem Bericht zufolge ging es von Orkney nach Wick über eine Strecke von gut 60 Kilometern.
Mit Stand von heute soll eine 90-minütige Schnellladung eine Flugzeit von etwa einer Stunde ermöglichen. Das Ganze wird „mit Kurzstrecken beginnen, dank der Verbesserung der Technologie könnte das System später aber auch auf Mittel- und Langstrecken eingesetzt werden“, teilte Ampaire in einem Statement mit.
Dafür müssen die Batterien freilich weiter schrumpfen und noch effizienter werden. „Es ist möglich“, sagen die Entwickler des US-amerikanischen Unternehmens, wenngleich die Herausforderung immens ist. Schließlich gilt die Dekarbonisierung des Luftverkehrs aufgrund der hohen Energiedichte der bisherigen Kraftstoffe als besonders schwierig.
Andererseits: Gibt es eine Wahl? Nein, sagen Fachleute, die in der Entwicklung elektrischer Flugzeuge die einzige Möglichkeit sehen, den zuletzt vor allem durch Corona arg gebeutelten Flugverkehr zukunftsfähig zu machen.
Mit den herkömmlichen Technologien werden gigantische Mengen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Daher wird die Branche inzwischen nicht mehr nur von Aktivisten als einer der größten Klimakiller unserer Zeit gebrandmarkt.
Entsprechend nüchtern fällt die Bestandaufnahme in Fachkreisen aus. „Wenn der Luftverkehr weltweit überleben will, muss er dekarbonisiert werden – und zwar ziemlich schnell“, sagte im BBC-Interview ein Sprecher von Highlands and Islands Airports mit Sitz in Inverness.
Letztlich muss man aber auch sagen, dass der Tourismus bei den konkreten Bemühungen im Norden Schottlands lediglich eine Randerscheinung darstellt, eine Wette auf die Zukunft.
Denn hier, zwischen dem Festland und den Inseln, gilt der Flugverkehr seit Jahrzehnten als eine Lebensader für manch abgeschiedene Gemeinde. Für die Menschen vor Ort sei es absolut wichtig, die Verbindungen langfristig offen zu halten. Auf dem Weg dahin kommt jedes Gramm CO2, das nicht rausgeblasen wird, gerade recht.
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