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Clune Park in Port Glasgow

Geisterstadt-Viertel: Schottlands „Tschernobyl“ wird abgerissen

Ein Geisterstadt-Viertel im schottischen Port Glasgow, besser bekannt als „Schottlands Tschernobyl“, soll verschwinden. Die Rede ist von Clune Park, einem Wohnkomplex aus den 1920er-Jahren, der einst Werftarbeitern ein Zuhause bot – und heute vor allem als Symbol für urbanen Verfall gilt.

clune park schottland
Das ehemalige Arbeiterviertel Clune Park in Glasgow wird abgerissen. (Foto: Urbandoned)

Ein jahrelanger Verhandlungsstillstand zwischen privaten Eigentümern und der Stadtverwaltung hatte den Ort regelrecht eingefroren. Während immer mehr Menschen wegzogen, verfielen die Häuser zu einer Art Lost Place.

Doch jetzt soll alles anders werden: Abrissfirmen rücken an, um ein Drittel der Bauten dem Erdboden gleichzumachen, darunter eine abgebrannte Schule und eine marode Kirche. Clune Park zog in den letzten Jahren immer wieder Urban Explorer und Fotografen an – trotz Warnungen wegen Einsturzgefahr.

Die Parallelen zur ukrainischen Geisterstadt Prypjat (in Sichtweite zu Tschernobyl) waren schnell gezogen, auch wenn die Geschichten im Kern natürlich völlig unterschiedlich sind. Fast alle Wohnblocks in Clune Park stehen heute leer und sind zerfallen.

Ursprünglich entstanden sie als einfache Arbeiterwohnungen: 430 Einheiten, eng, aber prall gefüllt mit Leben. Doch der Werften-Kollaps führte zu Leerstand, die Wohnungen wurden billig aufgekauft und vermietet. Instandhaltung? Fehlanzeige. Der Niedergang war kaum noch aufzuhalten.

Letzte Erinnerungen an ein Viertel im Niedergang

Schon vor über zehn Jahren hatte die Stadt den Komplettabriss beschlossen. Der Plan wurde zunächst durch Klagen gestoppt. Seitdem hat der Inverclyde Council laut BBC nach und nach rund zwei Drittel der Wohnungen aufgekauft.

Die erste Abrissphase umfasst 138 Wohnungen, samt Kirche, Schule und 15 Wohnblocks. Langfristig muss alles weg. Clune Park soll in der Folge mit 165 neuen Sozialwohnungen wiederauferstehen – finanziert von einem sozialen Träger.

Die Schule von Clune Park, 1887 gegründet, war eines der ältesten Gebäude auf dem Areal. Ihr Eingangsportal zierten einst Queen Victoria und Prinz Albert. Inzwischen ist das Schulhaus nach einem Brand 2023 eine Ruine.

Historisch geschützt ist das Gebäude trotzdem. Der ursprüngliche Plan sah vor, die Fassade zu erhalten und vor Ort ein nachhaltiges Heizkraftwerk zu bauen. Doch der Brand machte das unmöglich. Auch die danebenliegende Kirche – Baujahr 1905, spätgotischer Stil, kunstvolles Fenster – wird bald weg sein.

Der Startschuss für den Abriss fällt in den nächsten Wochen. Während damit das Kapitel Clune Park langsam endet, bleibt einstweilen noch offen, wann und wie an Ort und Stelle ein neuer Stadtteil entstehen wird. Die Dinge gestalten sich zäh, kennt man ja.

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