Führte ihr sozialer Zusammenhalt in den sicheren Tod?
UPDATE aus Schottland: Massenstrandung von Grindwalen auf Isle of Lewis – alle 55 Tiere verendet
Am Sonntag haben sich am Strand von Traigh Mhor auf Isle of Lewis in Schottland dramatische Szenen abgespielt – mit keinem guten Ende: Gegen 7.00 Uhr am Morgen kam es dort zu einer Massenstrandung von insgesamt 55 Grindwalen, die leider alle verendet sind.
Nach Angaben der Wohltätigkeitsorganisation British Divers Marine Life Rescue (BDMLR) waren lediglich noch 15 Wale am Leben, als Hilfskräfte herbeieilten. Die Polizei hatte die Bevölkerung zwischenzeitlich aufgefordert, das Gebiet zu meiden, um den Tieren bestmögliche Überlebenschancen zu geben.
In einer Pressemitteilung des BDMLR heißt es: „Unsere Mediziner leisteten den überlebenden Walen erste Hilfe. Die britische Küstenwache, die Feuerwehr und das Scottish Marine Animal Stranding Scheme (SMASS) waren ebenfalls vor Ort.“
Gegen 15.30 Uhr fiel der traurige Entschluss, die verbliebenen Grindwale einzuschläfern
Grund für die Massenstrandung könnte sein, dass ein Weibchen bei der Geburt ihres Nachwuchses in Schwierigkeiten geraten ist. Da Grindwale als sehr sozial gelten, dürften dem Weibchen Dutzende Begleiter in die Untiefen am Strand und den sicheren Tod gefolgt sein.
Scheinbar wurde mehrfach versucht, die noch lebenden Wale wieder ins Wasser zu bringen. Aber auch sie sollen dann ein Stück weiter entfernt wieder gestrandet sein. Man kann sich ausmalen, wie groß die Verzweiflung der Helferinnen und Helfer gewesen sein muss.
Gegen 15.30 Uhr Ortszeit kam dann der örtliche Tierarzt zusammen mit der Küstenwache, der Feuerwehr und einem Gerichtsmediziner zu dem traurigen Schluss, dass es aufgrund des flachen Strandes und des rauen Wellengangs zu unsicher sei, die noch lebenden Tiere wieder ins Wasser zu befördern.
Da die 15 Grindwale zu diesem Zeitpunkt schon zu lange nicht mehr im Wasser waren, mussten sie aus Gründen des Tierschutzes eingeschläfert werden. „Ein trauriger Ausgang für diese Wale und ganz sicher nicht der Ausgang, den wir uns alle erhofft haben“, teilte der BDMLR mit.
„Einer der größten Vorfälle dieser Art seit Jahrzehnten“
Die verendeten Tiere sollen nun an Ort und Stelle obduziert werden, um die genaue Ursache für die Massenstrandung zu klären. „Wir raten der Öffentlichkeit nach wie vor, das Gebiet zu meiden, damit die postmortalen Untersuchungen ungestört durchgeführt werden können“, so das Statement.
„Das ist einer der größten Vorfälle dieser Art, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben“, ordnete Dan Jarvis, Direktor für Tierschutz beim BDMLR, in einem BBC-Interview das traurige Ausmaß der Massenstrandung ein.
Zugleich bittet die Organisation um Spenden, die direkt den Teams vor Ort zugeführt werden sollen. „Unserem Team fehlt es vor Ort an Ausrüstung. Vielen Dank für jede Unterstützung, die Sie geben können“, heißt es in einem weiteren Statement.
Sehr gerne verweisen wir an dieser Stelle auf die Justgiving-Spendenseite.
Hintergrund: Grindwale (Globicephala melas) sind eine Delfin-Art, die eine Körperlänge von bis zu 8 Metern erreichen kann (männlich). Weibchen sind mit bis zu 6 Metern etwas kleiner. In europäischen Gewässern ist der Wal fast überall anzutreffen: vor allem rund um Island, Norwegen und Großbritannien.