Experte schließt absolute Mehrheit nicht aus
Wahlen in Schottland: Nicola Sturgeons SNP gewinnt mehr Sitze
Nicola Sturgeons SNP hat drei wichtige Sitze gewonnen, aber ihre Hoffnungen auf eine absolute Mehrheit bei den schottischen Parlamentswahlen stehen weiterhin auf Messers Schneide.
Die Partei hat sowohl Edinburgh Central als auch Ayr von den Konservativen übernommen, berichtet BBC Scotland.
Sie gewann auch den Sitz in East Lothian von Labour.
In den anderen Wahlkreisen hat sie jedoch den Kürzeren gezogen, und die Auszählung der restlichen Sitze wird heute fortgesetzt.
In den übrigen Wahlkreisen gab es bisher keine Veränderungen. Die SNP hat derzeit 39 Sitze, die Liberaldemokraten vier, die Tories zwei und Labour einen.
Aber die Oppositionsparteien werden ihre Anzahl der Sitze drastisch erhöhen, sobald die Ergebnisse der regionalen Listen vorliegen.
Der Meinungsforschungsexperte Prof. Sir John Curtice sagte gegenüber BBC Scotland, es sei jetzt unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass die SNP eine absolute Mehrheit im neuen Holyrood-Parlament erreichen würde.
Und er sagte, es gebe klare Anzeichen dafür, dass die taktische Stimmabgabe von Pro-UK-Wählern in einigen Teilen des Landes erfolgreich gewesen sei.
Aberdeenshire East war der erste Wahlbezirk, in dem die SNP-Politikerin Gillian Martin ihren Sitz mit einer knappen Mehrheit von 1.889 Stimmen vor den schottischen Konservativen halten konnte, die ihren Stimmenanteil um 11%, wahrscheinlich Dank taktischer Stimmen der Pro-UK-Wähler, gesteigert haben.
Zu den Ergebnissen vom Freitag gehörte, dass die First Minister Nicola Sturgeon – die SNP-Vorsitzende – eine Herausforderung durch den schottischen Labour-Vorsitzenden Anas Sarwar in ihrem Wahlkreis Glasgow Southside mit Leichtigkeit abwehren konnte.
Sturgeon gewann mit 9.456 Stimmen, nur geringfügig weniger als die 9.593 Stimmen, mit denen sie 2016 gewonnen hatte.
Die Wahlbeteiligung war in vielen Gebieten höher als erwartet, schreibt die BBC, wobei der Stimmenanteil der SNP in vielen Wahlbezirke sank, in anderen aber stieg.
Nicola Sturgeon sagte, dass die SNP „auf dem Weg zu einem vierten Wahlsieg in Folge zu sein scheint […].“
Sie versprach, „sofort wieder an die Arbeit zu gehen“ und den Aufschwung des Landes voranzutreiben.
„Und dann, wenn die Zeit reif ist, diesem Land die Wahl für eine bessere Zukunft anzubieten“, fügte sie hinzu. Gemeint ist damit sicherlich das mögliche erneute Referendum über Schottlands Unabhängigekeit, das bei einem Sieg der SNP zur Debatte stehen wird.
Boris Johnson über das Referendum
Der britische Premierminister Boris Johnson hat angedeutet, dass er alle Forderungen nach einem zweiten Unabhängigkeitsreferendum zurückweisen würde, da dies zum jetzigen Zeitpunkt „unverantwortlich und rücksichtslos“ wäre.
Auf die Frage, ob eine SNP-Mehrheit bedeuten würde, dass es ein Mandat für eine weitere Abstimmung gäbe, sagte er dem Daily Telegraph: „Ich denke, die Auszählung läuft noch und wir müssen sehen, was passiert. Ich habe die schottischen Wahlen aufmerksam verfolgt. Mein Eindruck war, dass sie [die SNP] sich von der Idee eines Referendums entfernt haben, und ich denke, das war sehr weise.“
„Ich glaube nicht, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, um noch mehr Verfassungsstreitigkeiten zu führen und darüber zu reden, unser Land auseinander zu reißen, wenn die Menschen eigentlich unsere Wirtschaft heilen und gemeinsam vorwärts kommen wollen. Das ist es, was die Menschen wollen.“
Woher Johnson weiß, was die Menschen wollen, bleibt unklar.
Der stellvertretende First Minister Schottlands, John Swinney, sagte jedenfalls gegenüber BBC Breakfast, dass seine Partei ein zweites Referendum gesetzlich verankern würde, falls Johnson ein solches zu blockieren versuchte.
John Swinney: „Wir haben gesagt, dass wir die Gesetzes ändern werden, um ein legales Referendum durchzuführen – wir haben bereits einige der legislativen Vorkehrungen für diesen Prozess getroffen. Wir werden eine solche Agenda in Angriff nehmen, sollte es eine Mehrheit für einen solchen Vorschlag im schottischen Parlament geben.“
Beobachter gehen davon aus, dass sich eine solche Mehrheit ergeben werde, sollte die SNP mit absoluter Mehrheit ins Parlament einziehen.
Nach der bisherigen Auszählung zeichnet es sich ab, dass die SNP im Wesentlichen nur die Wahlbezirke im Grenzgebiet zu England an die Konservative Partei verlieren würde. In Südschottland ist die wirtschaftliche und soziale Verflechtung mit England besonders groß, weshalb es dort viele Pro-UK-Wähler gibt.
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ap