Interessanter Video-Beitrag der Deutschen Welle
Schweden: Auf dem Land fahren 15-Jährige völlig legal Auto – im aufgemotzten „A-Traktor“
Für diese sehr spezielle Nummer „Marke Skandinavien“ muss sich die schwedische Jugend wohl bei den Ur-Großeltern bedanken. Jedenfalls bei denen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Landwirte ihr Brot verdienten.
Dazu muss man wissen, dass in Schweden zu dieser Zeit Landmaschinen ein knappes und teures Gut waren. Aus diesem Grund erließ die Regierung ein Gesetz, das es der Landbevölkerung ermöglichte, selbst gebaute Traktoren zu nutzen.
Vorzugsweise waren es altgediente Straßenwagen, die dann bis in die 50er Jahre hinein über schwedische Feldwege tuckerten.
Hauptauflagen für den Umbau waren: Die Vehikel mussten langsam fahren, durften keine Rückbank haben und brauchten ein Warnschild am Heck. Schließlich sollte gleich erkennbar sein, was da vor einem fuhr: ein sogenannter Epa-Traktor.
Später wurden Landmaschinen dann erschwinglicher, weshalb die Eigenbau-Traktoren mitsamt ihrer pfiffigen Grundidee für lange Zeit in der Scheune verschwanden. Eigentlich für immer, sollte man meinen.
Heute, Jahrzehnte später, sind es aber nicht mehr Landwirte, die in Schweden auf den Dienst solcher Gefährte und das noch immer bestehende Recht auf Langsamkeit im ländlichen Straßenverkehr zurückgreifen, sondern Jugendliche. Siehe dazu auch einen interessanten Beitrag der Deutschen Welle.
Konkret: Wer mindestens 15 Jahre alt ist und einen Mopedführerschein besitzt, darf in Schweden ein Umbaufahrzeug bewegen. Ähnlich wie damals mit gut sichtbarem Warnschild und elektronisch eingebautem Tempo-Cut bei 30 km/h.
Was zunächst schräg klingt, ist in den letzten Jahren (spätestens seit einer Gesetzesnovelle im Juli 2020) zu einem echten Trend geworden.
Ein Trend, der es Jugendlichen auf dem Land ermöglicht, Freunde aus dem Nachbardorf auch bei fiesem Wetter zu treffen, Einkäufe für die Eltern zu erledigen oder in der Mittagspause schnell mal was an der Fastfood-Theke zu erledigen.
Die Zulassungszahlen dieser A-Traktoren, wie sie heute genannt werden, steigen derzeit pro Jahr im tief zweistelligen Prozentbereich. Rund 40.000 bis 50.000 dieser Gefährte sollen landesweit bereits unterwegs sein. Viele davon aufgemotzt mit fetter Anlage dort, wo früher mal die Rückbank war.
Alte Volvos sieht man am häufigsten, aber auch Marken wie BMW, Mercedes und selbst Porsche erhalten mehr und mehr Einzug in die wildwuchernde A-Traktoren-Szene.
Kommt das Ganze ohne öffentlichen Widerstand aus? Mitnichten, da die zum Teil sehr alten Spritschleudern nicht nur aus Umweltschutzgründen, sondern auch des oft sehr lauten Sounds wegen (Motor + Musikanlage) am Pranger stehen. Jedenfalls bei einem wachsenden Teil der Landbevölkerung.
Laut The Local wird gerade von der schwedischen Straßenbehörde geprüft, ob die recht lockere Rechtslage ein wenig angezogen bzw. nachjustiert werden muss.
Dass die A-Traktoren von Schwedens Landstraßen verschwinden, wird hingegen nicht passieren. So viel Freiheit muss einfach sein. Bis 18 jedenfalls, wenn dann auch in Schweden der richtige Führerschein ansteht.
Unser QUIZ zum Thema SCHWEDEN
sh