Und am Ende haftet…
Schweden: Kriminelle Banden werben Jugendliche online als Paketempfänger für Drogen und Waffen an
Der schwedische Zoll beobachtet einen besorgniserregenden Trend, wonach immer mehr Jugendliche auf dem Online-Pfad in die Kriminalität gelockt werden. Die Masche: Banden werben Paketempfänger an, um heiße Ware aus dem Ausland anzunehmen – Drogen und Waffen vor allem, gegen gutes Geld.
Die Kriminalabteilung der Behörde spricht von einer regelrechten Lawine solcher Delikte, die gerade durchs Land rolle. Die Anwerbung erfolge größtenteils über die Social-Media-Plattformen Snapchat und Tiktok. Das Ziel der Täter: logistische Verschleierung mithilfe völlig unverdächtiger Komplizen.
„Die Vorgehensweise ist raffiniert und erschwert die Ermittlungen, da die Anwerbung initial über mobile Apps erfolgt. Sobald das Interesse eines Minderjährigen geweckt ist, wird das Gespräch auf verschlüsselte Chat-Dienste wie Signal verlagert“, sagt Zoll-Sprecherin Lina Andersson.
Das Perfide daran: Weil es so schwierig ist, die kommunikativen Wege nachzuvollziehen, läuft es am Ende häufig darauf hinaus, dass der Endempfänger in vollem Umfang haftet.
Daher laufen in Schweden gerade zahlreiche Verfahren gegen Minderjährige, in denen ihnen schwerstkriminelle Verstrickungen vorgeworfen werden, obwohl sie sich als Paketempfänger „nur“ ein gutes Taschengeld dazuverdienen wollten. Übergabe danach irgendwo, danke und tschüss.
Ein aktuelles Beispiel ist nach Angaben der schwedischen Zollbehörde Tullverket ein 16-jähriger Junge, der einwilligte, ein Paket mit zwei Kilo Amphetamin anzunehmen. Er ist durch den Deal mit seinen Auftraggebern nun wegen schweren Drogenschmuggels angeklagt.
“Oft haben die Paketempfänger gar keine Ahnung, was sie da annehmen“
In einem anderen Fall, wo ein 18-Jähriger ein Paket mit zwei Waffen erhalten hatte, wurde nun eine Freiheitsstrafe von 1,5 Jahren verhängt. Ein weiterer 18-jähriger, der neun Kilo Amphetamin aus den Niederlanden annahm, muss wegen schweren Drogenschmuggels 5,5 Jahre ins Gefängnis. Usw. usf.
„Oft haben die Paketempfänger gar keine Ahnung, was sie da annehmen. Diese Entwicklung ist so alarmierend, dass wir uns gezwungen sehen, Erziehungsberechtigte offiziell auf den Trend hinzuweisen“, fuhr Lina Andersson in einer aktuellen Pressemeldung fort.
Besonders im Visier der Banden sind scheinbar Opfer im Alter von unter 15 Jahren, da sie polizeilich laut Gesetz nicht befragt werden dürfen. In solchen Fällen müssen die Sozialbehörden übernehmen, was den Weg zur Wahrheit nicht unbedingt erleichtern muss.
Zur Vorbeugung appellierte das Zollamt diese Woche nachdrücklich an Eltern und andere Erziehungsberechtigte, noch mehr darauf zu achten, was ihre Kinder tun. Insbesondere auf Snapchat und Tiktok, wo die meisten Paketdiebe angeworben werden.
„Es ist wichtig, mit Kindern über die schwerwiegenden Konsequenzen zu sprechen, die sich für sie und ihre Familien ergeben können, wenn sie sich als illegale Paketboten engagieren lassen“, setzt Lina Andersson auf Prävention. Die Lawine dürfte einstweilen weiterrollen.