Große Festtags-Schlemmerei im Norden
Das Julbord-Buffet: nicht nur in Schweden eine beliebte Weihnachtstradition
Sie leben in guter Nachbarschaft miteinander, die Skandinavier und die Finnen und teilen so manche Tradition. Zu Weihnachten ist das beispielsweise das in allen vier nordischen Ländern beliebte, von leckeren Fischspezialitäten geprägte Weihnachts-Buffet.
„Julbord“ heißt es auf Schwedisch, in Dänemark ist es bekannt als „julefrokost“, und auf Norwegisch wird es als „julbord“ oder „jolebord“ bezeichnet. Also „alle Mann an Bord“ sozusagen, doch mit Bord ist dann weniger das Schiff als vielmehr der heimische Esstisch gemeint.
Aber nicht nur in den eigenen vier Wänden gibt es Julbord, denn in der Vorweihnachtszeit veranstalten zahlreiche Restaurants solche Buffets. Auch Firmen und Arbeitgeber laden die Mitarbeiter zu diesen häufig sehr üppigen Abendessen als Weihnachtsfeier ein.
Und was wird aufgetischt? Auch da gibt es große Ähnlichkeiten zwischen den Ländern bei den typischen Gerichten. Auf alle Fälle gibt es Warmes und Kaltes, wobei die Buffets verschiedene Vorspeisen, Hauptgerichte und selbstverständlich auch noch einige Nachspeisen umfassen.
Für zu Hause wird meist so viel vorbereitet, dass es gleich für die ganze Familie über die
Feiertage reicht. In Schweden etwa beginnt das Schlemmen häufig mit einer Tasse Glögg, dem
beliebten Glühwein.
In Schwedens nördlichen Regionen sind die Vorspeisen fleischlastiger – häufig mit Wild
Dazu werden gerne Rosinen und Mandeln gereicht, die man entweder dazu knuspert oder in die Tasse gibt, um sie danach, von Glögg getränkt, mit dem Löffel wieder rauszuangeln und zu verspeisen. Damit einem gleich mal warm ums Herz wird.
Wer es ausgefallener mag, probiert den nordischen Glühwein mit Lakritz-Geschmack oder mit Prosecco als Basis. Danach geht’s ab zum Buffet. Verschiedene Fischvorspeisen sind sehr beliebt – wie der Heringssalat, der eingelegte Hering in farbenfrohen Soßen und diverse Lachsarten.
Besonders in Norwegen darf der Stockfisch, Lutfisk, nicht fehlen. In Schwedens nördlichen Regionen sind dagegen die Vorspeisen deutlich fleischlastiger. Hier steht oftmals Wild auf den Tafeln.
Fixpunkt vieler Julbord, egal ob im heimischen Esszimmer oder in den Restaurants, ist der Weihnachtsschinken (schwedisch: Julskinka). Das ist ein gepökelter Schinken, im Ofen gegart oder auf dem Herd gekocht, der abhängig von der jeweiligen Familientradition mit Senf und Brotkrumen mariniert wird.
„Janssons Versuchung“ ist eine Art Kartoffelgratin mit Sardellen und Zwiebeln
Manchmal wird die bei der Zubereitung anfallende Flüssigkeit des Schinkens aufgefangen, mit Gewürzen angereichert, Kräuterbrot darin getunkt und gegessen. Das heißt dann „dopp i grytan“. Dazu gibt’s, wie könnte es anders sein, die Fleischbällchen Köttbullar, die Ikea auf der ganze Welt bekannt gemacht hat.
Auch gern verspeist werden Rippchen, kleine Brühwürstchen, die Prinskorv, und in der Region rund um
Stockholm der Weihnachtshecht, Julgädda. Die Beilagen sind Kartoffeln, gekochtes Kohlgemüse und der beliebte Janssons frestelse (grob übersetzt: „Janssons Versuchung“).
Hierbei handelt es sich um eine Art von Kartoffelgratin mit Sardellen und Zwiebeln. Eier, Brot, auch Knäckebrot, Käse, Pasteten oder Rote-Bete-Salat sind ebenfalls mit von der Partie. Es ist, man ahnt es, äußerst üppig (wie üppig, zeigt beispielhaft dieser Buffet-Link eines Stockholmer Hotels).
Fragt man in Südschweden nach dem typischen Hauptgericht, wird oft gesalzener Aal genannt. Auf Gotland darf der Safran in der Küche nicht fehlen, für Safranbrot und -brötchen oder Safranpfannkuchen. Regional ist also immer etwas anderes geboten.
Richtig traditionell wird es dann mit der „echten Mumma“
Zum Schluss immer gern noch etwas Süßes: Typisch sind der schwedische Reisauflauf oder Reisbrei, Kuchen, regional beliebt ist ein Birnenkuchen oder Käsekuchen, dann noch Obstsalat und Lakritz- oder Safraneis. Mit Hunger geht danach niemand schlafen, das steht mal fest.
Doch was wäre das schönste Essen ohne das passende Getränk? Es gibt Weihnachtsbier, Julöl, oder Kräuterlimonade, Julmust. Sehr beliebt ist auch Mumma, ein Mixgetränk bestehend aus Portwein oder anderem kräftigen Wein, Lagerbier oder Kräuterlimonade.
Manchmal wird mit etwas Schnaps, Gin oder Brandy, abgeschmeckt. Soll ja gut für die Verdauung sein. Vor vielen Jahren, bereits seit dem 16. Jahrhundert in Schweden bekannt, wurde Mumma zu festlichen Anlässen auch mit beigemischtem Sekt getrunken, was dann als „echte Mumma“ bezeichnet wurde.
Wer jetzt schon zum Julbord-Fan geworden ist, lässt sich vielleicht vom kürzlich erschienenen Astrid Lindgren Weihnachts-Kochbuch des preisgekrönten Kochs Frederik Eriksson inspirieren (derzeit nur in schwedischer Sprache). So oder so: „Skal“ und natürlich „God Jul“!