Saab in engerer Wahl
Kanada überdenkt Bestellung von F-35-Kampfjets – kommt jetzt der schwedische Gripen?
Kanada zieht mögliche Alternativen zum in den USA gefertigten Tarnkappenjet F-35 in Betracht und will dazu Gespräche mit konkurrierenden Flugzeugherstellern führen. Das erklärte der kanadische Verteidigungsminister Bill Blair am späten Freitag.
In Kanada wächst der Widerstand gegen den 19-Milliarden-Dollar-Deal mit dem US-Rüstungskonzern Lockheed Martin. Viele Kanadier sprechen sich dafür aus, Alternativen zu suchen, die nicht aus den Vereinigten Staaten stammen.
Die liberale Regierung hatte den Vertrag über den Kauf von 88 F-35-Jets nach jahrelangen Verzögerungen im Juni 2023 unterzeichnet. Laut Blair steht die Frage im Raum, ob Kanada tatsächlich alle bestellten Jets benötigt.
„Es war der Kampfjet, den unsere Luftwaffe als die bevorzugte Plattform identifiziert hat, aber wir prüfen auch andere Optionen“, sagte der Minister in der CBC-Sendung Power & Politics.
Die Regierung hat bereits die Finanzierung für die ersten 16 Maschinen gesichert. Die ersten Lieferungen sollen Anfang kommenden Jahres erfolgen.
Saab in engerer Wahl
Kanada prüft die Möglichkeit, einen Teil seiner künftigen Kampfflugzeugflotte aus europäischen Quellen zu beziehen, anstatt ausschließlich auf die in den USA gefertigte F-35 zu setzen. Verteidigungsminister Bill Blair deutete an, dass zwar die ersten F-35-Jets übernommen werden könnten, doch weitere Maschinen möglicherweise von Herstellern außerhalb der USA stammen.
„Der Premierminister hat mich gebeten, diese Optionen zu prüfen und Gespräche mit anderen Anbietern zu führen – insbesondere, wenn es Möglichkeiten gibt, diese Kampfflugzeuge in Kanada zu montieren“, sagte Blair.
Seine Bemerkung bezieht sich offenbar auf das Angebot des schwedischen Herstellers Saab, der versprach, den Gripen in Kanada zu montieren und geistiges Eigentum zu übertragen, um eine Instandhaltung im Land zu ermöglichen. Im Gegensatz dazu werden größere Wartungen, Überholungen und Software-Upgrades der F-35 ausschließlich in den USA durchgeführt.
Die Idee einer gemischten Flotte stößt jedoch innerhalb der kanadischen Luftwaffe auf Widerstand. Zwar war eine solche Lösung bis in die 1980er Jahre gängig, als die CF-18 eingeführt wurden, doch Verteidigungsplaner halten sie für zu kostspielig.
Unterschiedliche Ausbildungssysteme, separate Hangars und Infrastrukturen sowie eine parallele Lieferkette würden erhebliche Mehrkosten verursachen – ein Argument, das seit Jahrzehnten gegen eine solche Strategie ins Feld geführt wird.
Sollte Kanada nicht den gesamten Kauf abschließen, würde eine Vertragsstrafe in irgendeiner Form fällig werden. Wie hoch die Kosten für einen Ausstieg aus dem Vertrag wären, ist noch unklar.