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Einem künftigen Konflikt steht nichts mehr im Wege

Schweden: Kobalt-Abbaugebiet bei Kiruna zum nationalen Interesse erklärt

Das Gebiet Ahmavuoma in der nordschwedischen Gemeinde Kiruna wurde zum Gegenstand nationalen Interesses erklärt. Die Region ist eine Lagerstätte für wertvolle Metalle, darunter Kobalt-, Kupfer-, Gold- und Molybdän. Dies geht aus einer Entscheidung des Geologischen Dienstes von Schweden (SGU) hervor. Die Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen für das Gebiet.

Kobalt Kiruna
Bohrkern aus Ahmavuoma, der die kobalthaltige Mineralisierung zeigt. (Foto: SGU)
Das Gebiet enthalte so wertvolle Stoffe für die Gesellschaft, dass es vor Maßnahmen geschützt werden sollte, die den künftigen Abbau erschwerten, so die Begründung.

Die Lagerstätte Ahmavuoma befindet sich unmittelbar westlich des Flusses Lainio, weniger als zwei Kilometer flussabwärts von Lannavaara in der Gemeinde Kiruna. Die SGU hält die Lagerstätte für so wichtig für die Gesellschaft, dass sie als nationales Interesse für wertvolle Stoffe oder Materialien eingestuft wurde.

„Die Lagerstätte ist seit der Eisenerzinventur der SGU in den 1980er Jahren bekannt. LKAB [schwedisches Bergbauunternehmen, Anm. d. Red.] hat im Anschluss an die Daten unserer geophysikalischen Untersuchungen ein Bohrprogramm in dem Gebiet durchgeführt, und seitdem haben mehrere Unternehmen Explorationsgenehmigungen in dem Gebiet erhalten“, sagt Lena Lundqvist, staatliche Geologin bei SGU.

Damit eine Lagerstätte als nationales Interesse eingestuft werden kann, sind umfangreiche Untersuchungen und Dokumentationen erforderlich.

Ein Abbau wäre eine Umweltkatastrophe

Das Gebiet ist aus Sicht des Naturschutzes und der Rentierzucht sensibel. Es befindet sich im Zentrum eines großen Feuchtgebiets, das die Kreisverwaltung als Naturschutzgebiet erworben hat.

Da die nationalen Interessen der SGU als Ansprüche betrachtet werden, die erst bei einer Änderung der Landnutzung geprüft und festgelegt werden, gäbe es „keine Hindernisse für sich überschneidende Interessen“, teilt der Geologische Dienst mit.

„Die Ausweisung eines nationalen Interesses bedeutet nicht, dass die Lagerstätte mit Sicherheit abgebaut wird. Nationale Interessen sind ein Instrument, mit dem beschrieben werden soll, welche Gebiete von besonderer Bedeutung sind, und das die Planung der Flächennutzung in diesem Gebiet unterstützt“, beschwichtigt SGU-Generaldirektorin Anneli Wirtén.

Politikum Rohstoffe

Eine stabile Versorgung mit Rohstoffen ist für Schweden und die EU ein strategisches Sicherheitsthema. Durch das EU-Gesetz über kritische Rohstoffe, das am 23. Mai in schwedisches Recht umgesetzt wurde, sind die Mitgliedstaaten, darunter auch Schweden, verpflichtet, die Produktion kritischer Rohstoffe zu erhöhen und damit die Abhängigkeit von Einfuhren zu verringern.

Kobalt steht auf der EU-Liste der kritischen und strategischen Rohstoffe, da das Metall für den Erfolg der Energiewende entscheidend ist. Kobalt wird zum Beispiel in Batterien für Elektrofahrzeuge und für die Energiespeicherung benötigt.

Auf derselben Liste ist Molybdän als kritischer Rohstoff und Kupfer als strategischer Rohstoff aufgeführt. Gold wird als Konfliktressource eingestuft, da es häufig in von Konflikten betroffenen Gebieten und unter harten Arbeitsbedingungen abgebaut wird, die weit unter europäischen Standards liegen.

Die weltweite Kobaltproduktion ist derzeit auf einige wenige Länder konzentriert, was die Versorgung sehr anfällig macht. In Europa wird Kobalt nur in Finnland abgebaut. Dort wird es als Nebenprodukt der Hauptprodukte Kupfer und Nickel abgebaut.

„Die Gewinnung von Kobalt in Schweden könnte die Anfälligkeit der Versorgung der schwedischen und europäischen Industrie verringern“, heißt es in einer Mitteilung Schwedischen Geologischen Dienstes.

Damit hat man seinen Anspruch auf das Naturschutzgebiet formuliert, nun steht einem künftigen Konflikt zwischen den „Nationalen Interessen“ und den Interessen der Natur und den dort lebenden Menschen nichts mehr im Wege.

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