Heute und damals
Eine Radtour zu historischen und modernen Plätzen von Stockholm
Über 800 Kilometer Radwege in Stockholm, gut ausgebaute Strecken in den vielen Parks und schöne Wege – beispielsweise auf Djurgården – sind ein gutes Argument, um Schwedens Hauptstadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Auch und gerade die Innenstadt.
Selbst die vielen Inseln, je nach Zählweise sind es elf oder 14, über die sich die Stadt mittlerweile erstreckt, müssen niemanden daran hindern, sich auf den Sattel zu schwingen. Denn die Fähren, die zum städtischen Nahverkehr gehören, nehmen auch Räder mit – und Brücken gibt es jas chließlich ebenfalls.
Tour-Vorschlag: etwa drei Stunden an den Wahrzeichen Stockholms entlang
Eine etwa dreistündige Radroute beginnt ganz zentral am Wahrzeichen von Stockholm, dem Stadshuset. 1923 wurde das dunkelrote Gebäude im nationalromantischen Stil fertig gestellt und beherbergt den bekannten Rathaussaal und 250 Büros für die Stadtverwaltung.
Auf der Spitze des 108 Meter hohen Stadshustornet befindet sich Schwedens Wappensymbol, die drei
Kronen. Bekannt ist das Rathaus aber vor allem wegen der Feierlichkeiten anlässlich der Verleihung des Nobelpreises. Sie finden im Blauen und Goldenen Saal statt.
Wer möchte, kann durch den Innenhof in den Garten spazieren und rüber nach Södermal schauen. Das Innere des Rathauses kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Dann geht’s unter der Stadshusbron über einen eigenen Radweg unter den Bahngleisen durch, gleich rechts über die Centralbron auf die kleine Insel Riddarholmen.
Hier ragt markant die Riddarholmskyrkan auf. Nach einem Brand im Jahr 1835 bekam die Kirche ihr durchbrochenes gusseisernes Turmdach. In der Kirche finden die Bestattungen der Mitglieder der königlichen Familie statt. Im Inneren befinden sich die Sarkophage und aller schwedischen Könige.
Gegenüber der Kirche befindet sich Stockholms größter Privatpalast, der Wrangelska Palatset. Da lohnt es sich, flott mit dem Rad ein paar Meter über das historische Kopfsteinpflaster zu fahren und schon breitet sich ein perfekter Blick über das Wasser hinweg aufs Rathaus aus.
In der Altstadt von Stockholm heißt es: Rad schieben oder (besser) anketten
Dann geht es zurück und durch die Myntgatan Richtung Gamla Stan, Stockholms Altstadt, die auf einer weiteren Insel liegt. Jetzt heißt es: erst mal runter vom Rad, denn die engen Gassen lassen sich zu Fuß am besten erschließen – also schieben oder den Drahtesel erst mal gut abschließen, vielleicht in der Nähe vom Schloss, und ihn nach der Besichtigungsrunde einfach wieder mitnehmen.
Zur Mittagszeit ist die Wachablösung vor dem Schloss ein beliebter Besichtigungsmagnet, und die öffentlich zugänglichen Bereiche können besichtigt werden. Bevor es dann durch die alten und schmalen Gassen der Altstadt geht, kommt man an der 700 Jahre alten Storkyrkan vorbei.
Gebaut im italienischen Barock, beherbergt sie zahlreiche Kunstwerke. Durch das Herz der Altstadt führt die Västerlanggatan, eine beliebte Shopping-Straße. Vorbei am Postmuseum, mit einer echten Mauritius-Briefmarke, weiter Richtung Nobel-Museum, gelangt man zur schmalsten Gasse der Stadt,
der Marten Trotzigs Gränd.
Weiter geht es vorbei an der Tyska Kyrkan, der deutschen Kirche St. Gertrud, um wieder zum Schloss (und zum abgeschlossenen Fahrrad) zu kommen. Die Kirche St. Gertrud lässt das 18. Jahrhundert wieder aufleben, als die Hanse die Ostsee kontrollierte. Hier erschließt sich sehr gut, warum die Altstadt in ihrer Anlage an die Hansestadt Lübeck erinnert.
Unser Tourvorschlag führt dann über Strömbron nach rechts immer am Wasser entlang, vorbei am ehrwürdigen Gebäude des Nationalmuseums auf die nächste Insel, diesmal nach Skeppsholmen. Die Insel ist wunderbar grün, schon von weitem schimmern die großen Bäume über die historischen Schiffsmasten.
Zwar hat Skeppsholmen seine Bedeutung als Hafen schon lange aufgegeben und sich zu einem kulturellen Zentrum der Stadt entwickelt, aber Liebhaber historischer Schiffe kommen hier besonders auf ihre Kosten – genauso aber auch alle, die sich für moderne Kunst und Architektur interessieren. Oder aber für Musik, denn im Garten des Moderna Museet finden im Sommer immer wieder Freiluftkonzerte statt.
Ein Blickfang auf Skeppsholmen: Dreimaster „Af Chapman“ – früher Frachtschiff, heute Herberge
Blickfang ist sicher erst mal Af Chapman, ein Dreimaster, der 1888 gebaut wurde, lange als Frachtschiff genutzt und seit 1949 zur Jugendherberge umgewidmet; bis Sommer 2023 allerdings ist die seetaugliche Unterkunft wegen Renovierung geschlossen.
Je nach Lust und Interesse radelt man also durch die Außenanlagen vom Moderna Museet mit der Skulpturengruppe Paradies von Niki der Saints Phalle und Jean Tinguely, ideal zu besichtigen direkt vom Radsattel aus.
Oder man umrundet das Inselchen am Wasser und biegt dann zum Arkitekturmuseet ein, um
Baugeschichten von über Tausend Jahren zu bestaunen.
Weiter am Wasser entlang kommt man dann zu den Anlegern der vielen historischen Schiffe, jedes wird auf lesenswerten Tafeln vorgestellt mit Namen und Einsatzorten. Ein Tipp: Hier einfach eine kleine Kaffeepause einlegen, mit Blick auf den historischen Schiffs-Parkplatz.
Zurück über die Brücke kann man dann noch einen Abstecher nach rechts Richtung Strandsvägen machen und am königlichen Theater vorbei fahren. Nett ist hier auch, den kleineren Fähren in Richtung Schärengarten beim Abfahren und Ankommen zuzuschauen.
Oder aber: Man fährt gleich geradeaus am Theater vorbei durch das moderne Zentrum Stockholms, um nach einem weiteren Fika-Stopp einen Bummel einzulegen, ehe es anschließend vorbei am Hauptbahnhof zum
Mietrad-Ausgangspunkt geht.
Und zum Abschluss: Wem Stockholm dann doch eine Nummer zu städtisch ist für eine Radtour, dem sei noch eine Alternative empfohlen. Rund um den Vänernsee (etwa 250 Kilometer westlich der Hauptstadt) gibt es seit Sommer 2022 eine über 600 Kilometer lange Verbundroute, die mehrtägige Touren in einem ganz anderen Umfeld ermöglicht. Oder aber: einfach beides machen.
Weitere Infos zum Radfahren in Stockholm:
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Wer mit dem Miet-Rad den Stockholmer Schärengarten erkunden möchte, startet seine Tour idealerweise am Skärgårdscentrum, das am Strandvägen liegt. Hier gibt’s zum Start noch allerlei Wissenswertes rund um den Schärengarten.
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Cykelstallet.se bietet vom gemütlichen Damenrad über Trekingräder bis hin zum Mountainbike alle Drahtesel-Arten an. Kostenpunkt von 9 bis 18 Uhr 225 SEK (Scheelegatan 15, 11228 Stockholm – zentraler Startpunkt, direkt hinter dem Rathaus gelegen).
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Wenn detaillierte Karten und Stadtpläne zum Ausdrucken oder Herunterladen für die Tour gewünscht sind, gibt esdiese beispielsweise bei Orangesmile.