Riksbank stellt sich gegen die Europäische Zentralbank
Schweden verabschiedet sich vom negativen Leitzins
Nach fast fünf Jahren hat sich die schwedische Zentralbank von ihrer Negativzinspolitik verabschiedet. Die Riksbank hob heute den Leitzins auf Null an.
Die Bank stimmte nach einer Sitzung am Vormittag für eine Anhebung des schwedischen Leitzinses – des Repo – von -0,25 auf null Prozent. Die Inflation sei seit Anfang 2017 nahe an ihrem Ziel von zwei Prozent gewesen.
„Die Riksbank schätzt, dass die Bedingungen für die Inflation gut genug sind, um auch in Zukunft nahe am Ziel zu bleiben“, heißt es in einer Erklärung. „Die Prognose für den Leitzins bleibt unverändert, er wird in den kommenden Jahren voraussichtlich bei null Prozent bleiben.“
Mit der Aufgabe dieser Politik reagiert die Reichsbank auch auf zahlreiche Nebenwirkungen negativer Leitzinsen, unter denen vor allem der Bankensektor und traditionelle Anleger mit festverzinslichen Sparanlagen zu leiden haben, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Zugleich stemmt sich die Notenbank gegen andere große Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die japanische Zentralbank, die alle an ihrer Negativzinspolitik festhalten.
Schwedische und internationale Experten haben gewarnt, dass das Land nach Jahren einer boomenden Wirtschaft auf eine wirtschaftliche Abkühlung zusteuere, schreibt The Local Sweden. Die Riksbank entgegne jedoch, dass dies ein internationaler Trend sei.
„Die Abschwächung erfolgt nach mehreren Jahren hohen Wachstums und positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Insgesamt bedeutet dies, dass die schwedische Wirtschaft von einem überdurchschnittlichen Zyklus zu einer normaleren Situation übergeht“, so die Riksbank.
Die Bank traf die wegweisende Entscheidung, zum ersten Mal den Leitzins unter Null zu senken, im Februar 2015. Dahinter steckte die Hoffnung, dass dadurch die Inflation angekurbelt würde. Zuletzt stagnierten die Preise für Waren des täglichen Bedarfs und Dienstleistungen, und damit stagnierte auch die wirtschaftliche Entwicklung. Der Negativzins sollte das Wirtschaftswachstum des skandinavischen Landes stimulieren, was auch gelang.
Nach der Nachricht über die Zinserhöhung erhielt die relativ schwache schwedische Krone heute einen leichten Auftrieb, aber größere Marktreaktionen blieben, entgegen allen Erwartungen, bislang aus.
Der Beschluss der Riksbank erfolgte nicht einstimmig: Zwei von sechs Vorstandsmitgliedern hätten gerne noch mit der Zinsanhebung gewartet, schreibt The Local.
Auch im Euroraum, in der Schweiz und in Japan gibt es zunehmend Widerstand gegen die Folgen der Negativzinspolitik, berichtet die dpa.
Neben der Belastung für Banken und Sparer wird auf den allgemeinen Anlagenotstand verwiesen, der zu immer riskanteren Anlagestrategien führen und zu einer Gefahr für die Finanzstabilität werden könne, so die Kritiker. Ein Beispiel dafür sei der rasante Anstieg der Immobilienpreise in vielen Industrieländern.
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ap