Eine schwedische Weihnachtstradition?
Wird der Julbock von Gävle dieses Jahr überleben?
Alljährlich die spannende Frage nach dem Julbock von Gävle: Wird er es in diesem Jahr schaffen?
Der bei den Brandstiftern in Gävle so beliebte Strohbock könnte dank seines Umzugs vom Slottstorget zum Rådhustorget dieses Weihnachten eine echte Überlebenschance haben. Hinzu kommt, dass der neue Standort zu strengeren Strafen für Bockbrandstifter führen werde, schreibt die Zeitung Aftonbladet.
Der Gävle-Bock ist eine überdimensionierte Version des schwedischen Weihnachtsbocks, der traditionell aus Stroh auf einem Holzgerippe gebaut und jedes Jahr am ersten Adventstag Ende November oder Anfang Dezember eingeweiht wird.
Zwischen dem ersten Advent bis zum Ende der Weihnachtszeit ist der Gävle-Bock Gegenstand eines erbittert geführten Kampfes der städtischen Behörden gegen die Brandstifter, die alljährlich versuchen, den Bock vor Weihnachten abzufackeln.
Obwohl es eigentlich verboten ist, den Ziegenbock zu verbrennen oder in irgendeiner Weise zu beschädigen, ist er seit seiner Errichtung im Jahr 1966, trotz allerlei Sicherheitsmaßnahmen, öfter abgebrannt als nicht.
Opfer der Flammen im ersten Jahr der Errichtung
In den ersten Jahren wurde der Ziegenbock ironischerweise von der Gävleer Feuerwehr errichtet, und in der ersten Silvesternacht nach seiner Aufstellung wurde er von einem Unbekannten in Brand gesetzt. Der Täter wurde später gefasst und wegen Vandalismus verurteilt.
Wenn der Bock vor dem 13. Dezember, dem Luciafest, abgebrannt ist, wird er traditionell wieder aufgebaut. Der Holzrahmen wird repariert, und der Bock wird mit Stroh, das der Bockausschuss in weiser Voraussicht vorbestellt hat, wiederhergestellt.
Eine schwedische Räuber- und Gerndarm-Weihnachtstradition
Die einen sind stolz auf den Riesenbock, den sie fabriziert haben, die anderen wollen den Bock umgestoßen sehen. Wetten werden abgeschlossen, wann und wie viel Schaden der Bock nehmen könnte. Es werden kreative Wege gesucht, um den Julbock zu schützen bzw. zu zerstören.
Im Jahr 2001 wurde ein amerikanischer Besucher aus Cleveland, Ohio, für 18 Tage ins Gefängnis gesteckt und zur Zahlung einer Geldstrafe von umgerechnet 9.000 Euro verdonnert, nachdem er beschuldigt worden war, den Ziegenbock in Brand gesetzt zu haben.
Das Gericht konfiszierte sein Feuerzeug mit der Begründung, dass er offensichtlich nicht in der Lage sei, damit umzugehen.
Vor Gericht erklärte er, dass er kein „Bockverächter“ sei, er glaubte lediglich, an einer völlig legalen Tradition des Julbockverbrennens teilzunehmen. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, kehrte er in seine amerikanische Heimat zurück, ohne seine Geldstrafe zu bezahlen.
Anlässlich des 40. Jahrestages des Gävle-Bocks, in der Weihnachtszeit des Jahres 2006, wurde die, auch Julgumse (Weihnachtswidder) genannte, Ziege mit Lösungsmitteln und Substanzen, die in Flugzeugen verwendet werden, feuerfest gemacht, um einen maximalen Schutz zu gewährleisten. Es wirkte: Der Julwidder blieb in diesem Jahr unverletzt.
Trotz aller Bemühungen der sicherheitskräfte wurde der Gävle-Bock insgesamt 38 Mal beschädigt oder zerstört. Am 27. November 2016 (zum 50. Jubiläum) brannte das Tier nur wenige Stunden nach seiner Einweihung nieder. Benzin half dem Brandstifter dabei, die feuerfeste Imprägnierung zu egalisieren.
Seitdem wird steht der Bock unter einer Rund-um-die-Uhr-Bewachung, mit Kameras und Sicherheitspersonal. Das half auch einige wenige Jahre lang, fünf, um genau zu sein – noch nie zuvor hatte der Bock solange unbeschadet bestehen können – bis der Julbock am 17. Dezember des vergangenen Jahres erneut brannte. Der Brandstifter wurde zu einer heftigen Strafe verurteilt.
Der am Sonntag aufgestellte Gävle-Bock steht immer noch, wie wir aus der Zeitung wissen. Und, wie alle Jahre wieder, stellen sich alle die Frage: wie lange überlebt die Ziege diesmal?