Geht die Strategie nun auf?
Zahl der Corona-Infektionen in Schweden stark rückläufig
Was mussten sich die Schweden nicht alles anhören wegen ihres Corona-Kurses? Zu lasch, unverantwortlich, ja tödlich.
Und nun das: Obwohl in dem skandinavischen Land in der vergangenen Woche eine Rekordzahl neuer Coronavirus-Tests durchgeführt worden ist, lag die Quote der positiven Ergebnisse mit 1,2 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie. Das teilte die schwedische Gesundheitsagentur am gestrigen Dienstag mit.
Die Meldung ist umso bemerkenswerter, da die Infektionszahlen in vielen anderen europäischen Ländern – die mit dem Lockdown im Frühjahr – derzeit wieder in die Höhe schnellen.
Hat Schweden also doch vieles richtig gemacht mit seiner Strategie, die statt strenger staatlicher Vorgaben vor allem auf der Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger fußte?
„Sinn und Zweck unseres Ansatzes ist, dass die Menschen aus sich heraus ein positives Gefühl für die Notwendigkeit entwickeln, die epidemiologischen Empfehlungen zu befolgen“, teilte Johan Carlson, Generaldirektor der schwedischen Gesundheitsbehörde, im Rahmen einer Pressekonferenz mit.
Nur so und mithilfe leicht verständlicher Spielregeln sei es überhaupt möglich, die gewünschten Verhaltensänderungen über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten.
„Es gibt keine besseren Patentrezepte, bis medizinische Maßnahmen, vor allem Impfstoffe, entwickelt sind und zur Verfügung stehen“, sagte Carlson weiter. Die schwedische Bevölkerung habe sich dies zu Herzen genommen.
Laut der Agentur Reuters führte Schweden in der vergangenen Woche landesweit über 120.000 Tests durch, von denen lediglich 1.300 positiv ausfielen.
Im Frühjahr waren es statt des aktuellen Rücklaufs von 1,2 Prozent positiven Testergebnissen noch etwa 19 Prozent gewesen. Also ein Vielfaches mehr. Inzwischen verzeichnet Schweden sogar die niedrigste Verbreitungsrate in ganz Skandinavien.
„Unsere Strategie ist nachhaltig wie konsequent gewesen“, urteilt Jonas Ludvigsson, Professor für Epidemiologie am Karolinska Institutet. „Wir haben momentan in Schweden wegen der größeren Immunität der Bevölkerung wahrscheinlich ein geringeres Verbreitungsrisiko als in vielen anderen Ländern.“
Dennoch werden die Kritiker des schwedischen Weges nicht müde zu erzählen, wie hart erkauft die derzeitigen Lichtblicke seien.
So heißt es in einem aktuellen Leitartikel der Tageszeitung Dagens Nyheter: „Es scheint, als müsse man die entscheidenden Zahlen immer und immer wieder nennen. Schweden hat bis dato wegen COVID-19 über 5.800 Todesfälle zu beklagen. Der Anteil ist fünfmal so hoch wie in Dänemark.“
sh
Wäre es nicht so traurig, könnte man sagen Glückwunsch! Nur 1.2% Test-Positivrate – ABER: DE hat im gleichen Zeitraum eine Rate von 0,74% (gem. RKI) Dazu sollte man auch sagen, dass die Anzahl der getesteten Personen im Verhältnis zur Einwohnerzahl in SWE deutlich hinter ALLEN Westeuropäischen Ländern (inkl. Skandinavien) liegt. Meine „Milchmädchenrechnung“: Wenn SWE endlich (!) auf dem Niveau von Westeuropa & Skandinavien testen würde, wären die Zahlen noch bedenklicher als bisher, würden jedoch die tatsächliche Lage im Land wesentlich besser reflektieren. Und dann dieser unsägliche Kommentar von J. Ludvigson zur „Immunität“. Bis diese einen Einfluss auf Infektionszahlen hat, vergehen… Read more »
Ralf, dass die hohen Zahlen der Verstorbenen nicht diskutiert werden, verstehen auch etliche Schweden nicht!