Chronist der Blockade von Leningrad
Sankt Petersburg: Schriftsteller Daniil Granin gestorben
In Sankt Petersburg ist der russische Schriftsteller Daniil Granin gestorben. Geboren am 1. Januar 1919 verstarb er gestern, 4. Juli 2017, im Alter von 98 Jahren.
Er zählt zu den Autoren des „Blockadebuchs“ über die Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg durch die Wehrmacht. 2014 sprach Granin am Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag. (Video seiner Rede. Granin: „Überlebt haben die, die andere retten wollten“.)
Aus seiner Rede über die Blockade von Leningrad:
„Eine Mutter verliert ihr Kind. Es war drei Jahre alt. Sie legt den Leichnam zwischen die Fenster, es ist Winter, und schneidet täglich ein Stückchen ab, um ihrer Tochter zu essen zu geben, um zumindest sie zu retten. Die Tochter wusste nichts davon. Sie war 12 Jahre alt. Die Mutter wusste alles, sie erlaubte sich aber nicht zu sterben, sie erlaubte sich nicht, den Verstand zu verlieren.“ – Die Rede Granins in deutscher Fassung zum Herunterladen.
Geboren in Wolyn, Oblast Kursk, wuchs Granin in Sankt Petersburg auf (damals Petrograd). Er studierte Elektrotechnik an der Staatlichen Polytechnischen Universität Sankt Petersburg. Er arbeitete als Ingenieur in einem Elektrolabor und später, bis 1950 in den Kirow-Werken (heute petersburger Maschinenbaukonzern).
1949 wurde seine erste Erzählung veröffentlicht, der erste Roman im Jahre 1954. Viele seiner Novellen und Romane beschäftigen sich mit der Arbeit von Wissenschaftlern und Ingenieuren und ihrer ethischen Verantwortung. 1989 wurde er Präsident des russischen PEN-Klubs.
Daniil Granin erhielt viele internationale Auszeichnungen, darunter den Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR oder den Aleksandr-Men-Preis (Eine Stiftung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart).
Zu seinen bekanntesten Werken in Deutschland zählen der Roman „Mein Leutnant“, „Das Blockadebuch“ und das Japan-Reisebuch „Garten der Steine“.
ap